Unser Betrieb in der Öffentlichkeit

Feuerbrand gefährdet des Obstbauern süße Früchte

"Tagespost" vom 12.04.2001

Alle Jahre wieder befällt ein Bakterium Obstbäume und Ziergehölze / Jürgen Hass warnt vor dem Hauptüberträger Honigbiene

Vom Feuerbrand befallene Birnen
Die bereits blühenden Kernobstbäume in der Region sind durch den "Feuerbrand" gefährdet. Das Bakterium, das den Obstbauern große Ertragsschäden verursacht wird hauptsächlich durch Honigbienen übertragen. Obstbauer Jürgen Hass appelliert an seine Kollegen und die Imker.

Von Tina Hoffmann

Böhl-Iggelheim - Viele Obstbäume stehen jetzt schon in voller Blüte. Aber über dieser Pracht schwebt jedes Jahr von Neuem das Damoklesschwerd einer Krankheit, verbreitet von Bakterien, die den Bäumen gefährlich wird und den Obstbauern erhebliche Ertragsverluste bescheren kann. Ein Obstbauer aus Böhl will nun an alle Kollegen und Imker appellieren, wie diese Gefahr vermindert werden kann.
"Feuerbrand" ist der Name dieser Krankheit, die eingeschleppt aus Nordamerika erstmals 1971 in Deutschland auftauchte. Überträger dieses Bakteriums sind alle fliegenden und kriechenden Insekten, darunter auch Honigbienen, Hummeln und Ameisen. "In der Regel leihen sich Obstbauern zur Blütezeit im April Bienenvölker vom Imker, die die Blüten bestäuben. Diese seit Generationen gepflegte Praxis sollte nun wegen der Gefahr des Feuerbrands in Befallsgebieten unterbleiben", erklärt Jürgen Hass, Obstbauer aus Böhl. Das Problem bei den Honigbienen sein, so Hass, dass diese bis zu vier Kilometer weit fliegen und somit auch andere Obstanlagen erreichen. Die Krankheit wird dadurch nicht nur auf eine Anlage beschränkt, sondern zieht auch umliegende in Mitleidenschaft. Der dadurch entstehende wirtschaftliche Schaden ist groß: 1994 hat Hass rund 25 000 Mark Schaden (Ertragsausfall, mehr Arbeit und Baumverlust) auf der ein Hektar großen Apfelanlage erlitten. Bei den anfälligeren Birnen musste er 1996 knapp die Hälfte seines Baumbestandes roden.
Feuerbrand
Obstbauer Jürgen Hass weiss um die Gefahr des Feuerbrands: Kranke Blüten und Früchte verfärben sich schwarz. Äste und Blätter sterben ab. Der Schaden ist hoch.
Foto: Venus
Gefährlich für die Obstbäume wird es, wenn ihre Triebe in voller Blüte stehen, Dann wird von den Insekten der Erreger auf die Blüten gesetzt und dieser durch den Stempel (Blütennarbe) aufgenommen und gelangt so ins Holz. Besonders betroffen sind jüngere Bäume. Kranke Stellen müssen bis ins gesunde Holz zurückgeschnitten werden. Bei mehreren Befallsstellen kann der ganze Baum erkranken und muss beseitigt werden. Ähnlich wie bei MKS darf dieses "verseuchte" Material nicht transportiert, sondern muss an Ort und Stelle verbrannt werden. Für Menschen und Tiere ist der Feuerbrand ungefährlich. Aber der Feuerbrand tritt ebenso wie bei allen Kernobstbäumen (Apfel, Birne, Quitte), auch bei Ziergehölzen auf, wie bei Rot- und Weißdorn oder Felsenmispel, die in Vorgärten stehen.
"Laut der gesetzlichen Feuerbrandverordnung müssten wir theoretisch beim Auftreten der Krankheit die gesamte Anlage roden. Doch das bringt nichts, da das Bakterium überall sonst auch existiert. Spritzen hilft nur Vorbeugend, und zurzeit ist kein ausreichend wirksames Mittel zugelassen. Den entstehenden Schaden muss der Bauer selbst tragen", so Hass.
Hass' Lösungsansatz liegt auf der Hand: Die Bestäubung durch Honigbienen ist beim Kernobst nicht maßgeblich für eine gute Ernte. "Wildbienen, Hummeln und Windbestäubung reichen vollkommen aus. Denn Wildbienen bleiben innerhalb einer Anlage und schleppen auch keine Erreger von weiter entfernten Befallstellen ein. Wenn ich also meine Anlage sauber halte, kann ich das Risiko minimieren. Seitdem ich das so handhabe, hatte ich keinen großen Befall mehr", rät Jürgen Hass, Vorsitzender des Arbeitskreises Erwerbsobstbau Pfalz, damit auch andere Obstbauern dieses Prinzip fortsetzen. Er bittet daher die Imker in der Region um Verständnis für diese Vorsichtsmaßnahme, die es ihnen nicht mehr ermöglicht, ihre Bienenvölker in den Obstanlagen der Region aufzustellen. Zurzeit wird der Feuerbrand witterungsbedingt eingedämmt: Erst bei 25 Grad "erwacht" das Bakterium aus seinem Winterschlaf und wird aktiv.





Bei der Apfelernte wird kräftig zugelangt

"Tagespost" vom 26.08.2000

Termin dieses Jahr drei Wochen früher / Reife Früchte müssen sofort runter vom Baum

Alles Handarbeit
Alles Handarbeit: Ruck-Zuck füllen zur Zeit die Erntehelfer des Böhl-Iggelheimer Obstanbauers Jürgen Hass die Kisten. Dieses Jahr wird früher zugepackt.
Foto: Venus

Von Dorothea Tilger

Böhl-Iggelheim - Alle Hände voll zu tun haben der Böhl-Iggelheimer Obstanbauer Jürgen Hass und seine Helfer sowie die Kollegen der Region, stecken sie doch bereits mitten in der Apfel-Haupternte. Denn: Dieses Jahr hat sich der Termin rund drei Wochen nach vorne verschoben.
Die Blüte war - so schnell wie noch nie zuvor - in drei Tagen "durch", das extrem heiße Frühjahr brachte einen gewaltigen Wachstumsvorsprung, der Regen kam gerade noch rechtzeitig - Jürgen Hass kann zufrieden sein. "Durchschnittliche bis gute Mengen" wird er einfahren. Allerdings: Schlag auf Schlag geht es in dieser Saison, die verschiedenen Sorten müssen fast zeitgleich vom Baum gepflückt werden. Die "frühreifen Früchtchen" sind bereits über den Ladentisch gewandert, beim zweiten Gang durch die Kulturen werden die lagerfähigen Äpfel geerntet, zusätzlich wird ein dritter Durchlauf in diesem Jahr anstehen.
Zu lange am Baum hängen bleiben dürfen die saftigen Vitaminspender nicht. Dann werden sie weich und sind nicht mehr für einen Verzehr im Nachschlag, also drei, vier Monate später, geeignet. Der Erntetermin richtet sich eben nicht nach dem Kalender, sondern nach der tatsächlichen Reife. Anfang Oktober wird dieses Jahr schon alles vorbei sein.
Elstar, Gala, Jonagold, Boskoop, Rubinette, Braeburn, Fuji - in dieser Reihenfolge haben bis dahin Jürgen Hass und sein Team die Sorten in die Kisten gefüllt. Die werden diesmal übrigens erstmals mit dem Logo "Neue Ernte" versehen, eine Initiative, die Jürgen Hass gestartet hat. Denn alle Jahre wieder landet alt-erntige Ware - dank computergesteuerter Kühlhäuser "frisch" gehalten - pünktlich zur Erntezeit in der Region in den Regalen. Auf Wochenmärkten, im Direktverkauf und im Kleinhandel wird das neue Logo dem Kunden in die Augen stechen. Die großen Ketten konnten nicht gewonnen werden, denn sie zögen den "austauschbaren Lieferanten" vor. So schmeckt es Jürgen Hass ganz und gar nicht, dass im Supermarkt das Motto "Von der Region für die Region" nicht gilt.





Obstbauern sauer: Pünktlich zur Apfelernte räumt Ausland die Lager

"Tagespost" im August 1999

"Unkundige Verbraucher lassen sich von billigeren Preisen für die Altware verführen" / Lebensmittelkontrolleure überwachen die Deklarierung

Alt oder neu?
Alt oder neu?: Lagerware aus dem Ausland mischt sich unter frische Pfalz-Äpfel.
Foto: Venus

Kreis Ludwigshafen - Das schmeckt dem Böhl-Iggelheimer Obstbauer Jürgen Hass und seinen Kollegen gar nicht: Kaum ist in der Region die Apfelernte angelaufefn, rollen die Früchte auch massenweise aus dem Ausland an und "drücken auf den Markt". Allerdings, was der unkundige Käufer nicht weiß: Frisch vom Baum gepflückt sind die saftigen Vitaminspender häufig nicht, stammen stattdessen aus dem Vorratslager. Anzusehen ist es ihnen nicht. In computergesteuerten Kühlhäusern kann alte Ernte "frisch" gehalten und dann abgestoßen werden, wenn der Appetit der Deutschen auf ihre Lieblingsfrüchte mit Start der Saison hierzulande wächst - um jeden Preis. Der ausschließlich von Mark und Pfennig gelenkte Griff nach dem billigeren konkurrenzangebot ist nicht nur für die Obstanbauer der Region die falsche Wahl. Dr. Karl-Peter Petry, Leiter der Lebensmittelkontrolle im Kreishaus: "Um keine Altware, die jetzt wieder untergemischt wird, auf den Tisch zu bekommen, muss der Verbraucher die Erntetermine für die einzelnen Sorten kennen." Richtig sauer wird der Kontrolltrupp allerdings, sollte er auf eine falsche Deklarierung stoßen. "Wir sind jede Woche unterwegs und machen Stichproben", warnt Petry vor dem Versuch, auf den Schildern an Regalen oder Ständen den Kunden lückenhaft oder falsch über Sorte, Herkunftsland, Handelsklasse, eventuell benutzte Konservierungsstoffe und verwendeten Wachs aufzuklären. Handelsklassen- bzw. Kennzeichnungsverordnung sind unmissverständlich. Was auf Tafeln und Etiketten draufsteht, muss stimmen, darf etwa auch von den Lieferschein-Angaben nicht abweichen.
"Meist ist alles korrekt, in 12 bis 13 Prozent der Fälle müssen wir aber reklamieren", nennt Dr. Petry die Erfahrungswerte bei Kontrollen quer durch den Obstgarten. Händler, die nicht sauber deklarieren, müssen mit einem Verwarnungsgeld von 75 Mark rechnen. Sollte der Besuch der Kreisverwaltungsmitarbeiter nicht's fruchten, wird's bei der Wiederholungskontrolle teurer. Bußgeldverfahren können dann so richtig an den Geldbeutel gehen.
Nicht mit eigenen Augen auf ihren Touren gesehen haben die Lebensmittelexperten bisher, was Obstanbauer beobachtet haben wollen: In der Region würden "Elstar" aus den Niederlanden zum Verkauf feilgeboten, obwohl die Apfelernte dort noch gar nicht begonnen habe. Diese Früchte seien mit entsprechenden Mitteln am Baum gespritzt und damit zur Frühreife getrieben worden, lautet der Verdacht. In Deutschland sei dieses künstliche Reifen verboten. "Inhaltsstoffe analysieren wir nur im konkreten Fall, sonst müssten wir die Untersuchungsämter mit Aufträgen zuwerfen. Wenn uns jemand einen Apfel vorlegt, weil er komisch schmeckt, dann lassen wir auch Teile der Charge überprüfen, aus der er stammt", erläutert Dr. Petry. Den Landwirtschaftsverbänden rät er zu einer Werbekampagne, die über die Frischequalität der heimischen Produkte und Reifeformen der ausländischen Konkurrenz aufklärt.





Wer nach Früchten greift, lässt sich am liebsten von Äpfeln verführen

"Tagespost" vom September 1998

In der Region hat Haupternte des Lieblingsobstes der Deutschen mit den Sorten Gala und Elstar begonnen / Keine grossen Schäden durch Hitze

Helfer bei Apfelernte
Äpfel satt: Die Haupternte läuft, die Kisten füllen sich mit den köstlichen Früchten, wie hier im Anbaubetrieb von Jürgen Hass. Die Herbstsorten lassen sich hervorragend einlagern.
Foto: Bug

Böhl-Iggelheim (dt) - Ob rot, grün, gelb, säuerlich oder süß, fest oder eher "mehlig" - am liebsten beißen die Deutschen in einen Apfel, wenn sie Appetit auf Obst bekommen. Zwische 20 000 und 30 000 Sorten sollen sich weltweit entwickelt haben, angebaut werden hierzulande rund 30 davon. In den Einkaufsmärkten kann der Verbraucher im Schnitt dann noch zwischen vier oder fünf verschiedenen Sorten wählen - dem Handel zumindest reicht das Angebot.

Apfel-Haupternte gestartet
Auf dem Gelände des Betriebs von Jürgen Hass in Böhl-Iggelheim wachsen und gedeihen 18 Sorten. Die Haupternte der leckeren Früchte hat begonnen, Bundesstart ist erst in zwei Wochen. Gala und Elstar füllen hier im Frühanbaugebiet schon die Kisten. Herbstäpfel können im Zimmer zumindest zwei Wochen, im kühlen keller sogar bis zu acht Wochen gelagert werden. In acht bis zehn Tagen sind die Hauptsorten Jonagold sowie Boskoop reif. Zwei Wochen bleibt der Delicious noch am Baum hängen, bevor auch er sicher reißenden Absatz findet.
Frühe Blüte und während der Hitzeperiode wahrlich von der Sonne verwöhnt, kein Wunder, dass der Erntetermin in diesem Jahr zwei Wochen früher liegt. Der Verlust durch die extremen Temperaturen sei in unserer Region aber zu verkraften gewesen, blickt Jürgen Hass im Gespräch mit der Tagespost zurück.
Eingesunkene, braune Flecken auf der Schale - ein deutliches Zeichen für Sonnenbrand - hat der Obstbauer bei rund einem Prozent seiner Früchte registriert. In den Kompost müssen sie trotzdem nicht wandern. Immerhin lässt sich aus ihnen noch köstlicher Schnaps brennen. Da aber das erwartete ordentliche Donnerwetter mit hagel ausblieb, trugen die Kulturen, bei Jürgen Hass auf elf Hektar angepflanzt, keinen folgenschweren Schaden davon.
Dennoch liebt der Apfel nicht ausschließlich die Wärme, sondern braucht auch nächtliche Abkühlung. Nur so entwickelt er seine Farbe, mehr Inhaltsstoffe und damit sein Aroma, jener Kitzel für Nase und Gaumen. Als Frucht der mittleren Klimazonen wird der Apfel in südlichen Gefilden deshalb nicht überall heimisch.
Gerade die Sorten Braeburn und Fuji, mit denen die haupternte abgeschlossen wird, gelten al exotisch und anspruchsvoll. Eine lange Vegitationszeit haben sie, stimmt das Klima nicht, bleiben sie unreife Früchtchen.
Die Hände in den Schoß legen kann Jürgen Hass auch nach der Hochsaison nicht. Als Direktvermarter müsse er ernten, sortieren, verkaufen und einlagern, könne nicht einfach "abliefern und auf´s Geld warten". Gleichwohl werde es nach und nach ruhiger.

Alte Vorräte aus dem Ausland
Alle Jahre wieder beschäftigt Jürgen Hass aber auch die "alterntige Ware" aus dem Ausland, die zur Zeit "auf den Markt drücke", ist der Fachmann sauer. Computergesteuerte Lagerung mache es möglich, dass Äpfel ein bis zwei Jahre "gerade so erhalten" werden könnten. Promt würden diese für den Handel billigeren Exemplare aus dem Vorrat in Deutschland verkauft, just wenn hier die Ernte losgehe. Der Verbraucher erfährt jedoch nichts von dem feinen Unterschied. Aufmerksam solle er allerdings werden, wenn er bereits Äpfel in den Regalen entdecke, die als "Pfälzer Jonagold" deklariert seien. Glatter Betrug sei das, ist sich Jürgen Hass sicher. Er kenne keine Gegend, in der diese Sorte schon jetzt gepflückt werden könne.





Zartes Früchtchen mit kräftigem Aroma

"Tagespost" vom 04.08.1998

Klein, aber fein: Pfirsiche werden nicht in üppigen Mengen angebaut / Ernte voll im Gang

Helfer bei Pfirsichernte
Ab in die Kiste: Auf Hochtouren läuft im Böhl-Iggelheimer Obstanbaubetrieb Hass die Pfirsichernte. In der Pfalz fällt die Menge allerdings nicht allzu sehr ins Gewicht.
Foto: Bug

Böhl-Iggelheim (dt) - Dem wahren Feinschmecker lassen sie das Wasser im Munde zusammenlaufen: Pfirsiche mit zarter Haut und saftigem Fleisch. Zwar haben die Verbraucher auf die leckeren Früchte einen Riesenappetit. Dennoch wachsen sie in der Pfalz nicht gerade in üppiger Menge. Eher aus "Liebhaberei" hegen und pflegen die Obstbauer Pfirsichbäume, füllen eher mit, ebenfalls köstlichen, heimischen Äpfeln die Regale.
Dabei seien die Kulturen eigentlich nicht empfindlicher als andere, so Jürgen Hass, der in seinem Böhl-Iggelheimer Betrieb auf zwei Hektar Pfirsichbäume gepflanzt hat. Allerdings würden die Frühsorten durch den warmen Winter beizeiten austreiben, stünden schon Mittel März in Blüte, wenn der Frost noch kräftig und vor allem häufig klirrt. Bei minus drei Grad hielten die Blüten die Kälte aus, ohne Schaden zu nehmen. Für Äpfel sei zwar die Grenze schon bei minus zwei Grad erreicht, da sie jedoch später ihre Blütenpracht entfalten, sei das Risiko durch Frost Ernteausfälle verkraften zu müssen geringer.
Frostberegnung zum Schutz der Pfirsichblüten hat Jürgen Hass ausprobiert, das "Einheizen" brachte jedoch mehr Erfolg. Die Rauchwolken, die die unter den Bäumen aufgestellten Paraffin-Öfchen bilden und dann über die Gemeinde ziehen, hätten jedoch für helle Aufregung gesorgt. in diesem jahr habe er die Öfen deshalb später "angeschmissen", allerdings zu spät, um Einbußen vermeiden zu können, blickt Jürgen Hass zurück.
Die Sorte, die in seinem Betrieb hauptsächlich gedeiht, heisst "Red Haven". Sie blühe nämlich später , komme deshalb durch und sei so am "ertragssichersten" erklärt der Fachmann. Eine Spezialisierung ausschließlich auf die himmlische Früchte rechne sich aber nicht - dann staue sich während der kurzen Erntezeit das Angebot und der Preis falle. "Red Haven" eigne sich übrigens hervorragend zum Einmachen, da sich das fruchtfleisch leicht vom Stein lösen lasse.

Eine Nische füllen
Das Erproben von Pfirsichsorten und Anbaumethoden steht seit einigen Jahren auch bei der Staatliche Lehr- und Forschungsanstalt für Landwirtschaft, Wein- und Gartenbau in Neustadt auf dem Arbeitsplan, denn der Anbau von Pfirsichen soll zumindest als "Nischenproduktion" die Obstpalette bereichern. Ausländische Pfirsiche müssten lange Transportwege zurücklegen, bis sie hierzulande feilgeboten werden könnten und würden deshalb früh gepflückt. Die einheimischen, oft kleineren Früchte könnten dagen nahe am Reifepunkt geerntet werden und in aller Ruhe ein intensives Aroma entwickeln.
In Gang ist zudem auch die Apfelernte gekommen. Alle Hände voll zu tun haben die Obstanbaubetriebe, um die Sommersorten Delbarestivale, James Grieve und bald auch Alkmene aus dem "Reifeschlaf" zu wecken. Der Hauptbetrieb geht allerdings erst Ende des Monats los.
Da die Bäume von Frost und Hagel zumindest weitgehend verschont blieben, wird in der Pfalz eine durchschnittliche Ernte erwartet.





Flaumige Falken "fliegen" auf Landwirt

"Tagespost" vom 25.06.1998

Auf Obsthof Hass in Böhl schon zweites Mal Greifvogel-Junge ausgebrütet

Turmfalkenjunges
Flügge: Eins von fünf Turmfalken-Jungen auf dem Obsthof Hass.
Foto: Bug

Böhl-Iggelheim (ine) - "Nachwuchs" auf dem Obsthof Hass in Böhl: Fünf junge Turmfalken sind dort zur Welt gekommen, zwei von ihnen, noch kaum flügge, unternehmen bereits erste Ausflüge.
Eingenistet hat sich die Greifvogel-Familie schon zum zweiten Mal in einem ehemaligen Spritzmittelbehälter, den ihnen der Betriebs-Chef Jürgen Hass als Kinterstube zur Verfügung stellte. Dort oben, in luftiger Höhe in einem Nussbaum auf der Hass´schen Obstplantage, kam prompt die Brut zur Welt. Die hübschen gefiederten Gesellen helfen dem Obstbauern Hass, der aus Überzeugung auf kontrolliert-integrierten, umweltschonenden Anbau setzt, bei der Arbeit. Turmfalken greifen sich Mäuse und andere Schädlinge und machen so für den Landwirt chemische Bekämpfungsmittel überflüssig. Falken sind weltweit verbreitete Tagraubvögel und gewandte Flieger, die ihre Beute meistens im Flug schlagen. Turmfalken, weiß Hass, nisten vor allem in verlassenen Nestern und Bauten. "Die sind zu faul, sich was Eigenes zu bauen", meint Vogekenner hass nicht ganz ernst.
Auf dem Hof der Familie im Ortsteil Böhl sind inzwischen schon Dompfaff, Finken, Wacholderdrossel und andere selten gewordene Vögel heimisch geworden. Zwölf bis dreizehn verschiedene Arten zählt Hass in seiner Umgebung. Auch eigens aufgestellte Sitzstangen sind der ideale Standort für Greifvögel, um nach Schädlingen zu peilen. "Ich möchte die Natur gewähren lassen, so gut es geht", meint der Obstbauer, bei dem, wie er im Gespräch mit der Tagespost meinte, der Beruf auch Hobby ist. Sein Wunsch wäre es, dass sich Steinkäuzchen auf seinem Hof ansiedeln. Spezielle Nisthöhlen für die seltenen Gäste hat er schon angebracht.





Vogelwelt gibt sich ein Stelldichlein

"Tagespost" vom 08.05.1998

Auf dem Gelände des Obstbaubetriebes Hass in Böhl herrscht ein reges Treiben

Wacholderdrosseln im Nest
Hungrige Schnäbel: Der Vogelnachwuchs gedeiht auf einer Böhler Obstplantage.
Foto: Bug

Böhl-Iggelheim (dt) - Es grünt und blüht, die Frühlingsgefühle bleiben in der Tierwelt nicht ohne Folgen - der ein oder andere frisch geschlüpfte Piepmatz beweist es. Auf zwölf hektar betreibt Jürgen Hass aus Böhl kontrolliert- integrierten Obstanbau, aber sein Augenmerk gilt nicht nur den saftigen Früchten, die da an den Bäumen wachsen. Gedeihen würde auf dem Gelände eben auch die Tierwelt - von einer "ökologischen Wüste auf dem Ackerland nördlich der Bahnlinien" sei weit und breit nichts zu sehen, wehrt sich Jürgen Hass im Gespräch mit der Tagespost deshalb gegen in diese Richtung gehende Kritik, für die es keine Grundlage gebe.
Eine ganze Reihe von Vögeln habe in dieser Saison wieder auf seinem Betrieb die Kinderstube für ihre Jungen eingerichtet. Zu finden ist dort etwa ein Nest mit sechs Wacholderdrosseln, in einem ausrangierten Düngemittelkanister haben sich Turmfalken niedergelassen, um ihren Nachwuchs auszubrüten. Auch werdende Distel und Grünfinkeneltern haben bei Jürgen Hass bereits Einzug gehalten.
Er selbst sorge dafür, damit sich seine Gäste bei ihm heimisch- und wohlfühlen. Beim Nesterbau braucht der Obstanbaür natürlich nicht mit anzupacken. Aber als Quartier begehrt seien auch die zahlreichen Nistkästen, die er an die Bäume hänge. Raubvögel könnten sich zudem auf Sitzkrücken niederlassen, Mauswiesel wohnten in aufgeschichteten Holzstabeln oder in Steinhaufen. Auch mit Blick auf die aus dem Boden sprießenden und blühenden Pflanzen ist sich Jürgen Hass sicher: "Die Tiere finden einen Lebensraum, ihnen geht es gut, sonst würde es sie wohl kaum hierher ziehen."





Handarbeit mit Herz und Köpfchen

"Tagespost" vom Frühjahr 1998

Tapo Serie Landwirtschaft (2): Obstanbauer Jürgen Hass lässt Ökologie nicht zu kurz kommen.

Pfirsiche unter Hagelnetzen
Netzwerk: Damit ein kräftiger Hagelschauer den zarten Obstbaumblüten nichts anhaben kann, hat Jürgen Hass seine Anlagen zum Teil überspannt.
Foto: Bug

Von Dorothea Tilger

Böhl-Iggelheim - Während rundum auf den Feldern mit dem Gemüse-Allerlei weitgehend noch Winterzeit herrscht, werden in den Anlagen des Böhler Obstanbaubetriebs von Jürgen Hass die ersten Blütenträume in weiss und rosa wahr. Der Frühling ist da, und doch sind die kalten Nächte noch nicht ausgestanden. Sollte die Temperatur allzu tief ins Minus fallen, wird Jürgen Hass seine Pflanzen mit Frostberegnung vor Schaden schützen - die Rohre liegen bereits. Lehrreich ist der rundgang mit dem Obst- und Gartenbauingnieur, nicht nur, weil Jürgen Hass natürlich sein Fach versteht.
Es ist wahrlich mehr, als "Kopf- und Handarbeit", die er in seine Anlagen investiert. Schon vor 35 Jahren war sein Vater weitsichtig gewesen un hatte erkannt, dass es mit Kartoffeln, Getreide, Zuckerrüben auf kleiner Fläche in der Zukunft kein Auskomen mehr geben würde. Hass Senior entschied nicht zwischen Wachsen oder Weichen, sondern wählte den dritten Weg, den Einstieg in eine Nischenproduktion.
Für den Junior wurde sie ein ideales Feld, um wirtschaftliches und ökologisches Handeln miteinader zu verbinden - Jürgen Hass verkauft, direkt und über die Genossenschaft, Obst aus kontrolliertem integrierten Anbau. Äpfel, Birnen, Pfirsiche, Aprikosen, Stachelbeeren sind die Vitaminspender vom Hass-Hof.
Statt die Chemiekeule zu schwingen, wird gezielt, mit dem richtigen Mittel im richtigen Maß gespritzt. Schädlingen wird der Garaus gemacht, die Nützlinge bleiben am Leben. Kein Wunder also, dass sich auch die Tierwelt in den Anlagen wohlfühlt. Jürgen Hass kennt sie ganz genau, erzählt im Gespräch mit der Tagespost von all den Vogelarten, die er beobachtet - sogar ein Falkenpaar hat sich angesiedelt und sorgt für nachwuchs. Auch Has´ und Fuchs sagen sich hier gute nacht, jede Menge Insekten tummeln sich in den "Grünstreifen".
Jürgen Hass, der Mann mit dem "grünen" Herz, hat sich dennoch bewusst gegen den Bio-Obstanbau in Reinkultur entschieden und eine ganz nüchterne Rechnung aufgestellt: Eine Plackerei ohne Ende sei das, unterm Strich bleibe nicht mehr als "innerer Reichtum".
Um mit Obst das tägliche Brot verdienen zu können, braucht es hundertprozentigen Einsatz - gerade auch den körperlichen. Nicht nur zu den ernten, sondern täglich, zwölf Monate lang, wenn auch mit dem Winter ruhigere zeiten anbrechen. Im Hass-Betrieb kümmert sich neben dem Chef selbst ein festangestellter Mitarbeiter um die hege und Pflege der Anlagen. Schneiden, Binden, Sommersschnitt, Ausdünnung für mehr Licht und damit intensiven Geschmack der Früchte, das sind nur einige Aufgaben im Jahreslauf. Handwerk ist es zudem "ausgediente" Pflanzen zu ersetzen, die Rotation in Gang zu halten. Der Richtige "Mix" in einer Anlage - teils alt, teils voll im Ertrag, teil neu - garantiert, dass Menge und Qualität stimmen. Auch mit Blick darauf, was an Geld in einer Obstanlage steckt, ist sie von hohem Wert. 60 000 Mark an Investitionen sind da schnell weg, allein ein Hagelschutznetz schlägt mit einer Summe zwischen 18 000 und 25 000 Mark zu Buche.
Seine Experimentierfreude hat Jürgen Hass dennoch nicht verloren. Die Aprikosen sind seine besondere Spezialität, nach der die Händler Schlange stehen. Nur, nach sechs Jahren, wenn die Bäume so richtig im ertrag stehen, gehen sie in unschöner Regelmäßigkeit kaputt. Nach den Gründen forscht Jürgen Hass unermüdlich weiter.
Rund zehn Hektar "beackert" der 46jährige, müsste eigentlich den Betrieb erweitern, damit er auf Dauer existieren kann. Der Sohn ist 20, will aber eine andere Berufslaufbahn einschlagen, die Tochter gerade "zarte" 14. Die Flächen ausdehnen, das sei nicht zu verkraften, sieht sich der Böhler zum "Stillstand" gezwungen. Im Osten der Republik sehen die Größenordnungen der "Plantagen" dagegen anders aus - eine Massenproduktion, die sich selbst mit geringen Gewinnspannen lohne. Dass für die dort eingesetzten Vollernter Extra-Apfelsorten gezüchtet werden müssen ("hart wie Tennisbälle"), stößt Jürgen Hass bei allem Verständnis für wirtschaftliche Zwänge jedoch sauer auf. Das passt nicht zu seiner Passion, Obstbau im Einklang mit der Natur zu betreiben. Genauso wenig wie die Wünsche vermeindlich bewußter Verbraucher, die alle (Bio-)früchte zu jeder Jahreszeit auf dem Tisch haben wollen - egal wie weit die Länder entfernt sind, aus denen die "gesunde" Kost herangekarrt werden muss.





Landwirtschaft zum Anfassen

"Böhl-Iggelheim aktuell" vom 19. Juli 1995

Obsthof Hass praktiziert integrierten Pflanzenbau

Betriebsleiter Jürgen Hass
Jürgen Hass in seinem Obstgeschäft in Böhl.
(Foto: Maischein)

Jürgen Hass bewirtschaftet seit 1986 seine Obstflächen nach den Prinzipien des Integrierten Obstanbaus. Sämtliche Betriebsflächen werden regelmäßig auf Nährstoffgehalte untersucht, um die Düngung bedarfsgerecht zu bemessen. Obst und Kartoffeln werden überwiegend im eigenen Verkaufsladen in der Böhler Hauptstraße 13 ab Hof verkauft. Für das Obst (Äpfel, Birnen, Pfirsiche, Aprikosen, Sauerkirschen, Zwetschgen, Beeren) steht ein Kühllager bereit. Getreide und Zuckerrüben ergänzen die Bodennutzung.
Der Obsthof Hass bietet "Landwirtschaft zum Anfassen" - eine Gelegenheit, die Schulklassen nach den Sommerferien nutzen könnten. kaum jemand kennt heute noch die Arbeit der Bauern. Im Gegensatz zu früher ist ihr Anteil an der Bevölkerung nur noch gering und die Zahl der Höfe rückläufig. Vielfach werden die Informationen über die Landwirtschaft nur noch Schlagworten entnommen, bedauert Gartenbauingenieur Jürgen Hass, der den Betrieb seit 1980 bewirtschaftet. Das Projekt "Landwirtschaft zum Anfassen" soll hier Abhilfe schaffen. Die Familie Hass lädt Interessierte auf ihren Hof ein, um ihnen dort das vielfältige Bild der heutigen Landwirtschaft zu zeigen, die den Anforderungen an die Wirtschaftlichkeit der Betriebe und ökologischen Erfordernissen in gleicher Weise genügen muss. Unterstützt wird Betriebsleiter Jürgen Hass von seinen Eltern und Saisonaushilfskräften. Jürgen Hass ist zudem ehrenamtlich im Vorstand der Arbeitsgemeinschaft Integrierter Obstanbau Rheinland-Pfalz e.V. tätig. "Der integrierte, umweltschonende Obstanbau erfordert ein Abwägen zwischen den Wünschen der Verbraucher und der Notwendigkeit, den Naturhaushalt intakt zu halten", informiert Hass, der als umweltschonend wirtschaftender Obstanbauer die Tatsache berücksichtigt, dass der Naturhaushalt ein integriertes Gesamtsystem ist, in dem jeder einzelne Bestandteil seine Funktion hat. "Zielsetzung des Integrierten Anbaus ist, das Gleichgewicht zwischen Ökonomie und Ökologie zu wahren", definiert J. Hass, dessen Vater den Betrieb 1964 gründete.
Eine so lange Tradition verpflichtet natürlich: Der Obsthof Hass hat einen sehr guten Namen, nicht nur in Böhl-Iggelheim. (SIM)



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